Kurze Info

Mein Handy ist mir kaputtgegangen, bin daher nur per Mail, facebook und skype zu erreichen. Desweiteren haben wir verlängertes Wochenende, bis Dienstag ist frei, deshalb werde ich die Zeit nutzen, um mich in Baños mit anderen Freiwilligen zu treffen. Online bin ich dann am Mittwoch wieder. Ein Beitrag wird dann sicher auch folgen. Die Fotos vom Ausflug zur Laguna Quilotoa finden sich, wie alle Fotos der kommenden Trips, in der Galerie unter „Ausflüge“. Viel Spass beim Anschauen! Bis bald! 🙂

Laguna Quilotoa 

Am Samstagmorgen fuhr ich mit dem Bus nach Latacunga, einer Stadt 89 km und etwa 1,5 Busstunden südlich von Quito. Dort stieg ich um, denn ich wollte zur Caldera Quilotoa, einem Vulkankrater auf 3500m Höhe, und einem Kratersee. Auf der Fahrt dorthin traf ich einen jungen Backpacker aus Australien. Man erkennt hier immer sehr schnell, wer nicht ein Einheimischer ist: Groß, weiß, farbige Klamotten, man erkennt sich eben unter „Gringos“!

Wenn ich auf die Frage, woher ich komme mit „Berlin“ antworte, reagierten alle jungen Leute, die ich bisher traf,  gleich: viel Bier und feiern kann man auch gut…

An der Lagune angekommen, trennten wir uns – der Australier wollte Fußball gucken und deshalb leider schnell zurück. So ging ich also erst einmal allein den gut ausgebauten, aber steilen Weg vom Kraterrand hinunter zum Wasser. Unterwegs traf ich einen Belgier – wie gesagt, man erkennt sich unter „Gringos“, die Frage ist dann nur, in welcher Sprache man sich anspricht. Meist erst einmal auf Englisch – am Akzent kann man ja dann erkennen, woher der andere kommt und ob man auf Englisch, Deutsch oder eben Spanisch weitermacht. Bei dem Belgier war es ein Mix aus allem, denn er ist Tourist in Ecuador, spricht aber deutsch, weil er 1978 in Deutschland stationiert war, und englisch weil er im Außenhandel tätig war, und spanisch auch etwas.

Auf dem Weg kamen uns viele Touristen entgegen, aber auch Einheimische mit Pferden, die eben diese Gringos transportierten… 😉 Nach einer Stunde tollem Ausblick und zum Glück gutem Wetter waren wir unten am Kratersee. Baden wollte ich nicht: 4 Grad waren mir dann doch diesmal zu kalt… ;-D

Die Tour wieder zurück aufwärts war um einiges anstrengender, aber zu meistern. Oben aßen wir noch Hamburger, bevor wir im „Taxi“ zurück nach Latacunga fuhren. Es stiegen noch drei andere deutsche Freiwillige zu, und so fuhren wir hinten auf der Ladefläche ca. 1,5 Stunden gemeinsam zurück bis Latacunga. Wenn auch nicht besonders gemütlich – eine lustige Angelegenheit war es, besonders in den Kurven oder bei Gefahrenbremsungen wegen der Tiere, die die Fahrbahn überquerten.

Mit drei Zähnen weniger und zwei Löchern im Kopf kam ich dann an. Spaß 😀

Auf dem Heimweg weiter bis Quito nahm uns der Fahrer einfach noch mit und platzierte uns vier auf der Rückbank der Fahrerkapsel. Von dort konnten wir wunderbar den Cotopaxi sehen, der vom Weg nur etwa 20 km entfernt lag! Mal sehen, ob er noch in der Zeit, in der ich in Ecuador bin, ausbrechen wird … 

 

Projekttag Pflanzen und Zähne 

Freitag 7 Uhr, Schulbeginn, ganz normal – dachte ich. Vor den Klassenräumen waren diesmal nicht unzählige herumwuselnde Kinder zu sehen, sondern Schlangen von Menschen mittleren Alters. Vielleicht gibt es ja Kuchen? Warum sollte man sonst anstehen? Als ich in die Klassenräume guckte, waren dort aber keine Backwaren, sondern Pflanzen zu sehen. Pflanzen und begehrt?! Meine fröhliche Erwartung: Hanfpflanzen, bestätigte sich nicht. ;DEs war ein Projekttag, an dem die Schüler den versammelten Eltern ihre Ergebnisse von einigen Monaten Arbeit vorstellten. Das alles waren Gewächse in aller Art von Behältnissen – unter dem Motto, dass man aus allem Möglichen Blumentöpfe basteln kann und so die Schule in eine Art Garten verwandeln könnte. Aus alten Autoreifen, aber auch 3-Liter-Colaflaschen wurden hier Töpfe für alles Mögliche Grünzeugs.

In einem anderen Raum stellten die Kinder Theaterstücke vor, wieder woanders wurden Turnübungen gezeigt.

Auf dem Hof wurden die Ergebnisse des Projekts zur Zahnpflege den „Besuchern“ vorgestellt. Ich ging nur in zwei Metern Entfernung vorbei, schon wurde mir das Plakat – wie von einem Bewegungsmelder ausgelöst – vorgelesen. Immer schön auf und ab, 3 Minuten, kreisend und möglichst 2 mal am Tag – in Deutschland ist das doch genauso, fragte mich einer der Schüler. Ich antworte mit einem Lächeln, dass Karies nur Kinder befällt, die kein Englisch lernen, deshalb haben das deutsche Kinder meistens nicht. Ich weiß nicht, ob er mir das abgenommen hat, aber wenn, dann hab ich jetzt einen mehr, der mir intensiv in meinen Stunden zuhört … 😀 

   
    
    
   

Tena 

Freitagnachmittag wollte ich nach Tena, einer Stadt im Amazonasgebiet und ca. 6 Busstunden entfernt. Nett wie die Nonnen sind, ließen sie mich eher gehen 😉Also rein in den Fernbus und ab ins Amazonasgebiet! Auf dem Weg wurde ich mehrmals darauf aufmerksam gemacht, dass ich gut auf meine Sachen aufpassen müsse. Ich dürfe nicht schlafen, solle meine Uhr ablegen und das Handy verstecken, weil so viel geraubt würde. Ich war schon immer relativ vorsichtig, aber nach der dritten Person, die auf mich zu kam, fühlte ich mich schon komisch…

Nichtsdestotrotz kam ich heile uns mit allen meinen Sachen am Abend in Tena an, wo mich Jenny, eine Freiwillige, die in Tena wohnt, abholte. Über das Wochenende würde ihre Familie auch meine sein.

Freundlich begrüßt, aber müde fiel ich dann auch ins Bett. Schwül warm war es auch in der Nacht. Ich bin die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit der Tropen eben aus Quito in 2500m Höhe nicht gewohnt. Da macht es dann auch gar nichts, dass die Dusche kein warmes Wasser bietet.

Am Samstag dann kamen noch 4 andere Freiwillige aus Puyo dazu, eine Stadt 2 Busstunden von Tena entfernt. Zu meiner Freude alles Mädchen 😀

Zusammen stiegen wir in den Bus, um etwas tiefer in den Regenwald zu fahren. 30 Minuten Busfahrt, erst entlang an Bananenpflanzen mitten in der Tena und Palmen, die das Stadtbild prägen, wie ich es aus Quito nicht gewohnt bin. Die Straße nach Misahualli , dem kleinen Dorf, in das wir fuhren, ist relativ gut ausgebaut. Trotzdem fühlt man den Regenwald, wenn Lianen von den Bäumen auf die Straße hängen und man schwitzt, der Schweiß aber wegen der hohen Luftfeuchtigkeit nicht von der Haut trocknet. In Misahualli fiel die Gruppe von 8 deutschen Freiwilligen natürlich sofort auf, ortsunkundig, weiß, bunte Sachen, die Kamera immer nervös in der Hand. Wenn ich Einheimischer wäre, würde ich mich ziemlich amüsieren. Nach einigen Überlegungen nahmen wir uns eines der vielen Boote am Ufer des Rio Napo und ließen uns auf dem Fluss ca 2 km weiter zu einem Dorf mit indigenen

Bewohnern bringen. Touristisch aufbereitet wurden uns dort Tänze, Essen und die Kunst der Ureinwohner gezeigt. Ich ließ mir eine Boa um den Hals legen, Fotos machen und dann wurden wir auch schon in den Shop geleitet, um dort Kunsthandwerk kaufen. Etwas schade, denn man fühlte sich wirklich als Tourist, und in uns wurden eher die Dollarscheine gesehen als Menschen, die Interessen an Neuem zeigten. Aber so ist das eben, wir hatten ja nur dieses Wochenende, um uns ein klein wenig damit zu beschäftigen. Ich will auf jeden Fall noch einmal eine größere, längere und tiefgründigere Tour durch das ecuadorianische Amazonasgebiet unternehmen.

Zurück am Strand, wo die Boote lagen, gingen wir im Fluss baden. Erfrischendes Wasser, am Flussufer der Urwald, eine schöne Sache! Auf dem Rückweg kam uns ein Junge entgegen, der seinen Rucksack öffnete und nicht etwa matchbox Autos herausholte, sondern eine kleine Boa. Da ich die GoPro die ganze Zeit in der Hand hatte, konnte ich unauffällig Fotos machen. Oft sehen die Ecuadorianer sie nicht als Kamera an, weil sie ja kein Display hat. Das macht sich relativ gut, um auch mal unbemerkt Fotos machen zu können! 😀

Kekse essend wollten wir zurück, als plötzlich Affen in den Bäumen auftauchten. Sofort wurde die Kamera gezückt und die Kekse wurden zum kostbaren Gut, denn damit ließen sich die Affen anlocken und füttern. Kaum die Hand ausgestreckt kam einer, entweder gesprungen oder gelaufen und nahm den Keks. Sehr zutraulich die kleinen Äffchen, sie werden wahrscheinlich oft von Touristen gefüttert und haben sich daran gewöhnt. Dann musste ich aber doch mal ein ernstes Wörtchen mit einem reden, denn alle Kekse waren nun doch nicht für ihn bestimmt … 😃

Am Abend ging es noch durch die Stadt, wieder mal feiern, wobei ich mich beim Salsa tanzen und mit Blick auf meine Bewegungen wieder an die Stöcke im Regenwald erinnerte… 😀

Blick über Tena, aus dem Bus fotografiert, daher etwas unscharf
Auf dieser Karte ist die Samstagstour zu sehen, von Tena nach Misahualli
Er hat alle meine Kekse gemobst, dann muss auch mal ein ernstes Wörtchen geredet werden! 😀



Guano

Ausschlafen war nach einem langen, erlebnisreichen Samstag angesagt. Zum Frühstück fuhren wir in die Stadt. Ceviche, dazu Popcorn und Bananenchips wurden dort serviert. Ceviche in Riobamba ist so eine Art Tomatensuppe mit Zwiebeln und Speck. Schmeckt wirklich gut.
Danach ging es noch nach Guano, eine kleine Andenstadt in der Nähe. Vor dem Heimatmuseum steht ein alter Mann mit einem großen Eisklumpen, der stolz den Touristen erzählt, dass er der letzte sei, der auf den Chimborazo klettert, um Eis zu holen. Früher wurde dies gemacht, um Speisen zu kühlen, aber mit der Erfindung des Kühlschranks stirbt dieser Beruf eben aus. In Deutschland würde sich die Vereinigung „Das Handwerk“ um solche Leute kümmern, hier machen es die Touristen mit Spenden und kleinen Interviews…
Im Museum ist eine 500 Jahre alte Mumie ausgestellt, die im Eis des Chimborazo konserviert wurde, der ecuadorianische Ötzi. 😃

Anschließend fuhren wir von einem Hügel aus mit einer Seilbahn, die früher für Lasten genutzt wurde, wobei sich ein schöner Blick über die Stadt bot.

Am Abend ging es dann für mich wieder nach Quito zurück, vorbei am Cotopaxi der weiterhin Rauch ausstößt.
Ich habe jetzt ganz schön viel über mein letztes Wochenende geschrieben. So viel habe ich selten in 3 Tagen erlebt. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich werde in den nächsten Tagen noch ein Album in der Galerie mit mehr Bildern hochladen.
  
  
  

Hüftschwung

Nach der Besteigung und anschließendem Nickerchen ging es dann mit den Gasteltern in eine Bar, wo wir ecuadorianisches Bier tranken. Schmeckt gar nicht groß anders, aber der Rand der Gläser wird hier feucht in Salz gestukt, sodass man dann trotzdem einen ganz anderen Geschmack hat. Etwas salzig herb würde ich sagen.

Anschließend daran kurz ein paar Burger essen, kein großer Unterschied zu Deutschland, bis auf die etwas günstigeren Preise.

Wir hatten beim Essen immer den Blick auf die Straße, wobei manche Autos 3,4,5 mal in der Zeit, die wir dort saßen, vorbeifuhren. Aufgeklärt wurde ich vom Gastvater: „Die Jungs fahren hier mit Ihren Autos einfach immer lang, den ganzen Abend, das hab ich auch so gemacht als ich jung war, von 20-24 Uhr. Einfach weil sie das Autofahren lieben, nach Mädchen Ausschau halten und natürlich das Auto präsentieren wollen, was sie haben“.

Andere Länder – andere Sitten. Mir wäre das ja viel zu blöd, vier Stunden im Stau zu stehen, denn sie fuhren maximal im Schritttempo. 😀

Danach ging es noch in eine Diskothek. Wie ich schon einmal geschrieben hatte, getanzt wird hier ganz anders: Paartanz oder im Kreis stehende Gruppen, einzelne Leute sind hier auf der Tanzfläche nicht anzutreffen. Alle haben, entsprechend der Musik, einen wahnsinnigen Hüftschwung drauf. Alle, wirklich alle. Selbst Jungs. In Deutschland würde so was sofort als schwul bezeichnet und ohne Ende verspottet werden, aber hier werde ich vielmehr mit meinen steifen Bewegungen ausgelacht. Doch ich gebe mein Bestes und am Ende meines Jahres in Ecuador werde ich einen Hüftschwung haben, sowas hat Deutschland noch nicht gesehen! Versprochen! 😀

Dann wurde vom DJ mal etwas mehr europäische Musik aufgelegt, etwas Techno. Ja, jetzt war es für mich ganz lustig zu sehen, wie die Ecuadorianer sich dazu bewegen. Ich glaube, sie kommen sich dabei vor wie Schildkröten, die auf den Rücken gelegt werden. Aber so geht es mir ja eben, wenn dann wieder, (in 90% der Zeit) Salsaklänge ertönen … 😀 

   

Chimborazo

Obwohl der Freitag schon so aufregend war, ging es am Samstag wieder früh raus. Eine Tasse Milch und Brot mit Käse zum Frühstück, danach fuhren wir vier mit der ganzen Familie in zwei Autos zum Chimborazo, mit über 6000m der höchste Berg Ecuadors. Leider war es bewölkt, sodass sich die schneebedeckte Spitze immer nur für Sekunden zeigte. Am Fuße des Berges auf ungefähr 3200m Höhe mussten sich alle, die höher wollten, registrieren.

Dann ging es durch die karge aber schöne Landschaft vorbei an Vicuñas, Lamas und Alpacas, die am Wegesrand das wenige Gras abknabberten, zur ersten von drei Schutzhütten. Eigentlich waren diese für Bergsteiger errichtet, die sich vor der Besteigung akklimatisieren müssen, aber recht touristisch werden dort Speisen verkauft und man konnte, bevor der Gang Richtung Gipfel folgte, erst einmal den Toilettengang antreten… Dabei machte einem nicht die Höhe wie später beim Aufstieg zu schaffen, sondern eher die vielen drängelnden Menschen. Ich schätze das für mich fast als anstrengender ein. 😀

Dann ging es einen relativ gut befestigten Pfad in Richtung zweite Schutzhütte. Dabei begegneten einem sowohl Frauen, die den Chimborazo anscheinend mit dem Laufsteg verwechselten, als auch professionell ausgerüstete Bergsteiger. Skinny Jeans und modische Lederjacke trifft Eispickel und Steigeisen auf mehr als 3800m bei ca. 8 Grad. 😊  Auf dem Weg ging man an einer Art Friedhof vorbei, wo Grabsteine der Menschen standen, die bei der Besteigung ums Leben kamen. Da wurde einem die Gefahr der Unterschätzung noch einmal bewusst.

Bei der zweiten Schutzhütte trennte sich dann ‚Spreu vom Weizen‘ und die meisten traten den Rückweg an. Ich war dann allein, ich wollte auf jeden Fall so hoch hinaus wie ich konnte. Die einzigen, denen ich dann noch begegnete, waren Lwite von der Bergwacht. Leider war der Gipfel nie zu sehen weil ich mich permanent in den Wolken befand und die Sichtweite unter 50m betrug. Die Höhe machte mir, anders als den anderen ‚meiner Familie an diesem Wochenende‘ nicht besonders zu schaffen. Ich denke, das lag daran, dass ich ja in Quito auf 2800m lebe und somit die dünnere und sauerstoffärmere Höhenluft schon etwas gewohnt bin. Der Pfad wurde immer schmaler und war teilweise nicht mehr zu erkennen. Plötzlich tat sich der Blick auf eine kleine Lagune auf, wo ich dann andere Bergsteiger aus Argentinien traf und mich mit ihnen kurz unterhielt. Dahinter stand ein Schild, das die weitere Besteigung verbot. Die Bergführerin hielt mich davon ab, trotzdem weiter zu gehen, denn es sei viel zu gefährlich und es kämen dutzende Menschen jedes Jahr zu Tode.

So war ich also auf 5100m Höhe, sah den Gipfel nicht und fühlte mich irgendwie überfüllt, denn abgehalten zu werden obwohl man könnte und will ist ein beschissenes Gefühl. So blieb mir nichts übrig als ein kurzes Foto mit dem Schild zu machen und dann wieder den Rückweg anzutreten. Schade Schokolade.

Apropos Schokolade: mitgenommen hatte ich mir eine Tafel Rittersport auf 5000m Höhe. Die Sorte natürlich passend: Alpenmilch! 😀 

    
    
   

Riobamba

Das vergangene Wochenende war aufgrund eines Feiertages um den Freitag verlängert und ich habe so viel erlebt, dass ich die Erzählungen etwas staffeln werde.

Zwei andere deutsche Freiwillige und ich hatten uns bei noch einer Freiwilligen an diesem Wochenende in der Stadt Riobamba, mit dem Bus ca 6 Std südöstlich von Quito gelegen, verabredet. Dort hat ihre Gastfamilie ein großes Haus, in dem wir mit schlafen konnten.

Also ging es am Donnerstagabend ab Quito mit dem Fernbus nach Riobamba. Gerade zu dieser Zeit lief das Spiel Ecuador gegen Argentinien, natürlich schauten alle Wartenden das Spiel auf den zahlreichen Röhrenfernsehern im Busterminal, sodass die Busse immer noch einmal jemanden schickten, um die vorwiegend männlichen Fahrgäste daran zu erinnern, dass sie doch bitte in den Bus steigen mögen. Im Bus war der Jubel riesig als Ecuador das 1:0 und bald darauf das 2:0 schoss. Beim Einsteigen musste jeder Fahrgast seine Fahrkarte wieder abgeben und dabei seinen Namen sagen. Da ich schon vorher die Erfahrung gemacht hatte, dass man sich mit der Schreibweise meines Nachnamens schwer tut, wandelte ich meinen Namen etwas ab. Aus Ferdinand wurde wie so oft Fernando und aus Heim wurde Casa, was auf Spanisch eben Heim oder auch Haus bedeutet.

Fernando Casa wurde bei seiner Ankunft dann von den Gasteltern der deutschen Freiwilligen in Riobamba abgeholt. Sehr sehr nette, gastfreundliche Menschen, die uns dann auch gleich Abendbrot anboten und mit uns die nächsten Tage planten.

Am Freitagvormittag liefen wir vier Deutschen durch die Stadt, vorbei an vielen kolonialen Bauten, gebratenen Spanferkeln, die auf der Straße verkauft werden und wurden dabei angeguckt, als ob wir von einer anderen Welt kämen. Nun ja, ganz falsch ist das ja nicht, denn Deutschland ist wirklich etwas ganz ganz anderes … 😀

Zum Mittag gab es reichlich zu essen, allerdings ohne Besteck. Der Fisch und die Kartoffeln wurden mit den Fingern verzehrt.

Gestärkt fuhren wir mit der ganzen Familie durch die Anden, weil sie uns dort Lagunen zeigen wollten. Hoch oben auf 3000m sammelt sich das Gletscherwasser und bildet so mit den Bergen eine atemberaubende Landschaft.

Da ich gefragt hatte, ob man in den Lagunen baden kann und zur Freude der Ecuadorianer immer wieder daran erinnert wurde, musste ich das dann durchziehen. Dort oben war es schön kalt, so 12 Grad vielleicht. Aber die Wassertemperatur untertraf noch einmal alles. Am Rand des Bergsees standen alle anderen und filmten, wie das deutsche Greenhorn im 50 cm tiefen Gebirgsbach planschte. 2 Minuten eisiges Wasser, dann war Schluss. Füße spürte ich nicht mehr, aber dafür das Schulterklopfen der anderen. 😀

   

  

  

  

  

    
    
 

Einschulung 

Als ich am Montag morgen um 8:00 Uhr in die Schule kam, war ich ganz überrascht, denn alle Schüler standen in Reih und Glied wie beim Sportfest auf dem Schulhof. Aber nicht nur die Kinder waren in der Schule, sondern auch bestimmt ca. 150 Erwachsene. 

Schnell erfuhr ich, dass die Einschulung für die ganz kleinen Drei- bis Vierjährigen stattfand. In Ecuador werden die Kinder in diesem Alter „eingeschult“. Wobei Schule etwas hochgegriffen ist, denn Aussage eines Lehrer machen sich viele noch in die Hosen und lernen in den ersten 2 Jahren in der Schule erst einmal das Stillsitzen und Aufgaben zu erledigen. Es ist also eine schulische Früherziehung, vergleichbar mit unserer Vorschule im Kindergarten. 

Alle Eltern und Lehrer hatten sich fein gemacht, mit der Kamera in der Hand wurde von den verdutzten neuen Schülern ohne Ende Bilder gemacht. Ein bisschen Programm, Ballett, Reden des Schulleiters und anderen wichtigen Leuten oder welchen, die dies von sich denken, füllten 2 h aus. Der Höhepunkt war die ecuadorianische Nationalhymne. Voller Inbrunst selbst von den Kleinsten gesungen, sowas habe ich in Deutschland noch nie erlebt. Zum Schluss wurde dann noch kurz marschiert, wobei mich ein Lehrer fragte, warum ich denn nicht mit marschiere, ich „müsste das als Deutscher doch so gut können“ … 
Verblüfft, aber nicht im Stechschritt, ging es dann für mich und die Eltern zu ihren Klassenräumen, wo dann die ersten Elternversammlungen stattfanden. Die Einschüler interessierte das alles reichlich wenig, und so war die Ecke mit dem Spielzeug um einiges interessanter als die Infos der neuen Klassenlehrerin. Es war schon fast provozierend laut -bei 2-3 Jahre älteren Schülern würde es bestimmt als demonstrative Missachtung gesehen werden, aber diesen Kindern nahm man das nicht übel. Nur die Eltern des jeweiligen Kindes fanden das nicht so lustig, aber dass Mama und Papa manchmal Spielverderber sein können, daran werden die Kleinen sich gewöhnen müssen … 😀 

    
    
 

Stadionbesuch

Freitag Abend war ich mit zwei ecuadorianischen Freunden und einem anderen Freiwilligen aus Deutschland beim Fußballspiel. Aucas : Mushuc Runa. Letzteres ist kein ecuadorianisches Gericht sondern Fußballclub der 1. Liga. 

Das Stadion von Aucas ist nicht weit von meiner Einsatzstelle entfernt, zu Fuß vielleicht 15 Minuten. 

Vor dem Stadion standen wir eine halbe Stunde nach Karten an, 3 Kassen für über 3000 Leute – clever. Mit 20 Minuten Verspätung kamen wir dann endlich herein, das Stadion füllte sich noch bis zur Halbzeit! 

Die Tribüne nur aus Beton, kein Dach, abgeblätterte Farbe, muffliger Geruch nach Zigarette – das ist noch waschechter Fußball – kein Vergleich zu den kommerzorientierten Stadien in Deutschland! Es roch nach Essen, denn im ganzen Stadion huschten Verkäuferinnen mit frisch Zubereitetem herum und man musste sich nur kurz bemerkbar machen, schon hatte man Brot mit Fleisch in der Hand. Ich glaube diese Verkäuferinnen sind die einzigen Frauen, die sich umdrehen und freuen, wenn Ihnen ein Mann hinterher pfeift! 😀 

Bier wurde nicht viel getrunken, aber angetrunkene fanatische Fußballfans gibt es überall – manchmal unterhaltsamer als die Partie an sich! 😀 Das Spiel wurde für mich zeitweise nebensächlich, viel passierte bei diesem 0:0 nicht. Die Verārgerung der Fans auf den Schiedsrichter äußerte sich – wie in der Bundesliga – mit lauten „Hurensohn“ Sprechchören – na zum Glück kann ich schon einige spanische Schimpfwörter, sonst hätte ich das nicht gewusst und eine Erklärung wäre vielleicht etwas peinlich gewesen … 😀